8. April 2025

AKA Export Finance Forum 2025

Am 27. März fand zum zweiten Mal in den Räumen der AKA Bank in der Frank­furter City das AKA Export Finance Forum statt. Über 150 Gäste waren gekommen, um sich über die aktuellen Themen der Branche aus­zu­tauschen. Hoch­karätige Speaker zeigten am Vor­mittag unterschiedliche Per­spek­tiven auf die welt­wirt­schaft­liche Lage und mögliche politische In­stru­men­tarien im Export­um­feld auf, während in den Panels am Nach­mittag Experten über kon­krete Maßnahmen und Um­setzungen im Markt diskutierten.

Eröffnet wurde die Ver­anstaltung durch Marck Wengrzik, CEO der AKA Bank. Er betonte in seiner Begrüßung die Dynamik, der die Wirtschaft seit 2022 ausgesetzt war und dem seit der US-Wahl deutlich zu­nehmenden Ver­änderungs­druck auf alle Akteure sowohl des wirt­schaft­lichen als auch des politischen Lebens.

Handelskriege kennen keine Gewinner

Daran knüpfte das unterhaltsame und informative Morning Briefing von Carsten Brzeski an. Der Chef­volkswirt der ING sortierte für unsere Gäste die sich täglich über­stürzenden Nach­richten aus den USA zu Zoll- und Handels­be­schrän­kungen und die daraus folgenden Un­sicher­heiten: die Schnellig­keit der Nach­richten und Ver­än­de­rungen, so Brzeski, seien kaum noch auf­holbar.

Überraschend sind für den Experten die Zeichen aus den USA aller­dings nicht, für ihn folgen sie einem bereits vorher erkenn­baren Fahrplan der Trump'schen Regierung, der unter der makro­öko­nomischen Maxime „was ist positiv für die US-amerikanische Wirt­schaft“ agiert. Regu­lierung und Zölle, so Brzeski, waren er­wart­bar und aus US-Perspektive eine logische Kon­sequenz. In Europa hingegen sei noch keine Ant­wort ge­funden und eine gesamt­wirt­schaftliche Per­spektive zu diesem Zeit­punkt daher nicht valide.

Sicher sei hingegen: Handelskriege kennen keine Gewinner.

Für die Exportwelt nehmen Frag­men­tierung und Kosten zu, neue Handels­ströme aus China er­höhen den Druck. Und für Finance erhöht sich mit den Un­sicher­heiten der In­flations­druck im euro­päischen Raum. Lang­fristig rechnet Brzeski mit Leit­zins­er­höhungen und höheren Kapital­markt­zinsen.

Planungssicherheit für Unter­nehmen sei nicht ge­geben. „Europe always over promises and under delivers“ – so Brzeski.

Hohe Risiko­bereit­schaft der türkischen Industrie

Auf diese nachdenklich stimmenden Be­trachtungen folgte die Keynote von Professor Dr. Erdal Yalcin (Professur für Inter­nationale Wirtschafts­beziehungen, Hoch­schule Konstanz - HTWG University of Applied Sciences) zum Thema EU, Türkei und Zentralasien: Wirt­schaft­liche Zu­sammen­arbeit in Zeiten geo­poli­tischer Dynamiken. Professor Yalcin betonte die Resilienz der deutsch-türkischen Handels­be­ziehungen, die seit der Gründung der Zoll­union bestehen. Ein enges Pro­duk­tions­netz­werk, ge­tragen von Zwischen­gütern, sichert die soliden Be­ziehungen beider Länder. Auch wenn sich der türkische Handel stärker über Europa hin­aus di­versifiziere, bleibe Deutsch­land ein wichtiger zu­ver­lässiger Partner der Türkei, so Professor Yalcin. Die zu­nehmende Welt­unsicher­heit (World Uncertainty Index) sei auch ein Treiber für die Türkei und er­fordere ein Adjustieren in der Risiko­be­wertung. Die Her­aus­forderungen liegen in der Kredi­bilität und der Ver­lässlich­keit.

Professor Yalcin betonte das Export­wachstum der Türkei in die zentral­afrikanischen Länder und die Aus­breitung der türkischen Industrie nach Jordanien und nach Zentral­asien; risiko­be­haftete Regionen, in deren Märkte türkische Unter­nehmen eher ein­treten. Daher sei die Türkei in Schwellen­ländern mit ähnlichen Strukturen gut posi­tioniert.

Eine Chance für Exporteure der DACH-Region sieht Professor Yalcin darin, die Türkei als Brücke in die Wachs­tums­märkte zu nutzen. Wichtig ist für die Türkei die Frage der politischen An­bindung, die ge­klärt werden muss.

Aktuelle Ent­wicklungen bei den Export­kredit­garantien: Shopping­line und flex&­cover Ansatz

Unter diesem Titel hielt Eike Kreplin, Co-Vor­sitzender des inter­ministeriellen Aus­schusses für Export­kredit­garantien im Bundesministrium für Wirt­schaft und Klima­schutz, einen Impuls­vor­trag. Mit einem kurz- bis mittel­fristig relativ stabilem Wachs­tum sei der Trend für Deutsch­land für 2026 ins­ge­samt be­scheiden, im Chancen-Risiken-Ver­gleich für die Welt­wirt­schaft über­wiegen die Risiken. Aus­weitung von Kon­flikten, Cyber­be­dro­hungen und der schlechte Um­gang mit dem Klima­wandel seien die dafür maßgeblichen Faktoren, so Kreplin.

Die seit 2022 be­schleunigte geo­öko­nomische Frag­men­tierung kenne nur Ver­lierer – es sei eine Reallokation bei der Differen­zierung der Blöcke er­kennbar.

Deutschland hat im Handel mit USA und China Ver­flechtungen und Ab­hängig­keiten in beide Richtungen.

Was bedeutet das für Expor­tkredit­garan­tien? Ziel soll es bleiben, die Sicherung der industriellen Wert­schöpfung zu be­wahren, die Resilienz und Zu­kunfts­fähig­keit zu er­halten und wett­bewerbs­fähige Finanzierungs­kon­ditionen zu er­möglichen. Die Bundes­re­gierung hat dafür ein Maß­nahmen­paket ver­abschiedet, das der deutschen Export­wirt­schaft mehr Flexi­bili­tät, ver­besserte Be­din­gun­gen und effizientere Pro­zesse bietet. Hier sind be­sonders die Flexi­bili­sierung der Shopping­line und die Hermes­deckung „flex&­cover“ zu nennen, die den Handel er­leichtern sollen.

Das Bundes­ministerium für Wirt­schaft und Klima­schutz will sich laut Kreplin zu­künftig so auf­stellen, dass die deutsche Wirt­schaft ihre Potenziale optimal nutzen kann. In einem hoch­dynamischen geo­politschen Um­feld seien situative Reaktionen und eine hohe Agilität für alle Akteure not­wendig.

Mit zwei Paneldiskussionen ging das AKA Export Finance Forum 2025 nach einer erfrischenden Networking Pause weiter.

Exportfinanzierung im Wandel: Experten beleuchten Chancen und Heraus­forder­ungen

Dr. Nadja Marschhausen (Chief Operating Officer, AKA Bank), moderierte die Experten­runde zum Thema ECA: Was bringt 2025 an Neu­erungen für die DACH-Region. Über die Frage: Was können wir ge­meinsam tun, um die stürmischen Zeiten zu über­stehen, sprach sie mit Rainer Dreo von der OeKB, Yvonne Pusch von SERV und Thomas Baum von Euler Hermes. Gibt es einen Per­spektiv­wechsel bei den ECAs und braucht es für jede Not ein Pro­dukt? Diese Frage­stellungen be­leuchteten die Teil­nehmer aus ihrer je­weiligen Er­fahrung.

Hohe Dynamik bedeutet Wagnis­bereit­schaft und den Mut für Neues – so Dr. Marschhausen in ihrem Schluss­wort.

Globale Märkte im Fokus: Panel­dis­kussion zu Finan­zierung und Wett­bewerb

Matthias Wietbrock (Head of Export & Agency Finance, AKA Bank) leitete das Panel mit dem Titel „The Troika: EPC´s, Packagers, & Exporteurs - Powering Global Success. In einem leb­haften Aus­tausch mit Dr. Derya Deniz Yilmaz (CFO, Agaoglu Group), Dr. Manuel Probst (Managing Director, Jebsen & Jessen) und Holger Korte (Head of Export & Project Finance, Big Dutchman) for­mu­lierten die Panelisten, wie sie auf die Markt­dynamiken reagieren und welche An­forde­rungen an Finanz­instrumente essenziell sind.

Dr. Yilmaz betonte die vertrauensvolle und lang­jährige Ko­operation mit deutschen Partnern und fasste knapp und ein­drucks­voll zu­sammen: „The relationship with banks is 50 % about knowledge and 50 % about trust.“

Dr. Probst adressierte vor dem Hinter­grund der zu­nehmenden Zahl globaler und lokaler Ver­träge vor allem die Not­wendig­keit von „overall financing“ durch die Kredit­geber. Holger Korte wies auf den hohen Wett­bewerbs­druck aus China hin, sieht aber eine Lücke zwischen Produkt­ver­sprechen und Produkt­leistung. Auch er er­wartet sich eine deutliche Er­leichterung vom flex&cover Ansatz der Euler Hermes.

Viel Input, spannende Insights und inspirierende Gedanken für alle Gäste, die beim an­schließenden Get-together an­geregt weiter dis­ku­tierten.

Stimmen der Teilnehmenden

"Das AKA Export Finance Forum in Frankfurt erwies sich als Platt­form für den fachlichen Aus­tausch und fun­dierte Ein­blicke in export­be­zogene Finanz- und Wirt­schafts­themen. Die Ver­an­stal­tung bot Teil­nehmern die Möglich­keit, sich mit Ex­perten aus­zu­tauschen und aktuelle Ent­wick­lungen zu dis­ku­tieren. In einer offenen und pro­fessionel­len Atmos­phäre wurden wertvolle Im­pulse gesetzt, die zur wei­teren Ver­netzung und Ver­tiefung rele­vanter Frage­stel­lungen beitragen. Ein gelungenes Event, das einmal mehr die Re­levanz solcher Fach­foren unter­streicht."
Leon Schumacher, D.A.R. Metall AG

"Eine großartige Veranstal­tung mit einem guten Themen­mix der Key­notes und Panels. Der über­schau­bare Rahmen hat inten­sive Ge­spräche mit sehr vielen Ge­schäfts­partnern möglich ge­macht. Vielen Dank an die AKA Bank für einen spannen­den Tag im Rahmen der Export Finance Community!"
Brigitte Brüngger, Head Large Enterprises, SMEs & Acqusition, SERV - Schweizerische Exportrisikoversicherung

"Ich empfinde die Ver­an­staltung als sehr gelungen, tolle Kombi­nation zwischen in­te­ressan­ten fach­lichen Themen und Net­working."
Christopher Stein, Director Export Finance, Deutsche Leasing AG

"Es war für mich die erste Ver­an­stal­tung und sehr in­spi­rierend mit guten Kon­takten und Themen. Vielen Dank."
Jörg Hamann, Head of Innovations & New Technologies, EPC Engineering & Technologies GmbH

"Eine sehr gelungene Ver­an­staltung, die Ant­worten auf aktuelle Frage­stellungen der Export­wirt­schaft gegeben hat. Be­sonders ge­fallen hat mir das Panel mit den drei ver­schiedenen ECA's."
Heike Hundertmark, Geschäftsführerin, Textima Export Import GmbH