Chancen- und Prognosebericht 2023
Beeinflussende Rahmenbedingungen
Laut der Prognosen der Weltbank soll die Weltwirtschaft 2024 mit 2,4 % etwas schwächer expandieren als 2023 (2,6 %). Das Wachstum läge damit unter dem Durchschnitt der letzten Dekade von rund 3,0 %, bevor es sich im Folgejahr leicht erholen soll.
Globale Themen, die im Vorjahr tragend wurden, belasten weiterhin die Aussichten: die Nachwirkungen der straffen Geldpolitik zur Bekämpfung des Inflationsdrucks und ungünstigere Finanzierungsbedingungen sowie kraftlose globale Handels- und Investitionsaktivitäten. Darüber hinaus können geopolitische Themen, wie der aufgekommene Nahostkonflikt, und klimabedingte Effekte zu Volatilitäten führen. Für die Industrieländer wird insgesamt ein schwaches Wachstum von 1,2 % erwartet. Für die USA wird ein Abschwung prognostiziert, der teilweise von einer leichten Belebung in Europa kompensiert werden soll. Die schwache Wachstumsphase in den Industrieländern strahlt weiterhin über die internationalen Wirtschaftsbeziehungen auf die Lage in den Schwellen- und Entwicklungsländern aus. Dennoch wird für die Emerging Markets eine annähernd unveränderte Wachstumsrate von 3,9 % erwartet, da ein nachlassender Inflationsdruck eine Erholung der Binnennachfrage ermöglichen sollte. In China dürfte sich das Wachstum aufgrund von strukturellen Themen schrittweise verlangsamen und damit weniger Impulse ausstrahlen.[1]
Der Welthandel sollte 2024 eine partielle Normalisierung erfahren und bis zu 3,0 % leicht zulegen.[2] Die Entwicklung dürfte zu einem engeren Gleichlauf mit der globalen Konjunktur zurückfinden, da der Konsum wohl vermehrt in Richtung längerlebige Artikel gehen wird und Unternehmen zur Prävention von Lieferverzögerungen auf Hauptschifffahrtsrouten wieder Lagerbestände aufstocken dürften. Zu Jahresbeginn bestanden Unsicherheiten bei internationalen Handelswegen in Verbindung mit bewaffneten Konflikten.[3] Der kräftige Wachstumsbeitrag aus den USA des Vorjahres dürfte über das Jahr hinweg geringer ausfallen, dafür dürften die Weltnachfragebeiträge aus dem Euroraum an Bedeutung gewinnen. Es werden aber weniger belebende Impulse aus China zu erwarten sein, im Vergleich zu dessen starker Wachstumsphase vor der Pandemiezeit. Strukturell dämpfende Effekte resultieren aus Re-Shoring-Aktivitäten von multinationalen, westlichen Firmen. Dafür sollte der Übergang zu einer grüneren Weltwirtschaft die Nachfrage nach umweltverträglichen Produkten begünstigen.[4]
Industrieländer
In den USA sollte die Wirtschaft 2024 im Vergleich mit den anderen Industrieländern mit 1,6 % zwar noch am stärksten expandieren, aber die straffe Geldpolitik wird Spuren in der ansonsten konsumgetriebenen Konjunktur hinterlassen. In der zweiten Jahreshälfte sollte sich das Wirtschaftswachstum bei nachgebendem Inflationsdruck wieder beschleunigen.[5]
Im Euroraum sollte eine verhaltene Erholung einsetzen. Nach Einschätzung der Europäischen Kommission soll sich das Wachstum im Jahr 2024 auf 1,2 % beschleunigen. Die nachwirkenden Effekte der vorausgegangenen restriktiven Geldpolitik werden zunächst noch auf die Binnennachfrage durchschlagen, insbesondere im Investitionsbereich, im Laufe der Zeit jedoch schwinden. Das Exportwachstum soll im Zuge einer steigenden Auslandsnachfrage um rund 2,5 % steigen. Spill-over-Effekte aus dem schwächeren Wachstum Chinas sind für den Euroraum beherrschbar, fallen für Deutschland aufgrund eines höheren Handelsanteils aber stärker aus. Gesunkene Energiepreise wiederum haben zu einer Verbesserung der Terms of Trade der Euroländer beigetragen.[6]
Die deutsche Wirtschaft sollte sich leicht erholen, begünstigt durch einen geringeren Inflationsdruck, steigende Nominallöhne und einen hohen Beschäftigungsstand. Mit einer niedrigeren Inflation könnte auch eine Lockerung der Geldpolitik möglich werden. Weltweit sinkende Inflationsraten und eine zurückkehrende Kaufkraft dürften dazu beitragen, dass die deutschen Warenausfuhren in Zukunft wieder vermehrt im Einklang mit der Weltwirtschaft expandieren. Nach dem Exportrückgang des Vorjahres sollten die Ausfuhren 2024 um 1,3 % zulegen und damit ein Wachstumstreiber werden. Insgesamt sollte das Bruttoinlandsprodukt 2024 um 0,9 % steigen.[7]
Schwellen- und Entwicklungsländer
In den Emerging Markets sollte das aggregierte Wachstum mit 3,9 % annähernd auf dem Niveau des Vorjahres (4,0 %) liegen. Im Gegensatz zur früheren Dekade fehlen dezidierte Wachstumsimpulse aus China. Wachstumstreiber sollen aus einer leichten Belebung des Welthandels und in zahlreichen Ländern aus der Binnennachfrage kommen, begünstigt durch nachlassenden Inflationsdruck. Trotzdem dürften hohe internationale Finanzierungskosten den finanziellen Handlungsspielraum belasten, vor allem in einkommensschwächeren Ländern mit geringen inländischen Kapitalmobilisierungsmöglichkeiten.
Bezogen auf die Regionen wird Asien weiterhin die höchsten Wachstumsraten verzeichnen. Zwar kommen geringere industrielle Impulse aus dem Reich der Mitte, einige Länder können aber als alternative internationale Produktionsketten-Standorte profitieren. Das prognostizierte chinesische Wirtschaftswachstum von 4,5 % wäre das geringste der letzten drei Dekaden, abgesehen von der Pandemieperiode. Die indische Volkswirtschaft dürfte unter den großen Emerging Marktes weiterhin die höchste Expansionsrate aufweisen, ist aber stärker Binnenmarkt-orientiert als China. In Lateinamerika dürfte sich aufgrund der engen Handelsbeziehungen das schwache Wachstum in den USA bemerkbar machen. Mit einer Lockerung der Geldpolitik kann die Investitionstätigkeit jedoch anziehen. In den einzelnen Ländern dürfte die Entwicklung aufgrund der unterschiedlichen Wirtschaftsstrukturen dennoch uneinheitlich verlaufen. Für Afrika wird mit einer leichten Wachstumsbeschleunigung gerechnet, da insbesondere den ressourcenärmeren Ländern moderatere Agrarsektor-bezogene Preisen zugute kommen sollten, unter anderen bei Düngemitteln und Getreide. Für den Nahen Osten bestehen aufgrund des aufgekommenen Konfliktes gestiegene Unsicherheiten in Bezug auf Wachstumsprognosen.
Die osteuropäischen Länder sollten von der leichten Belebung im Euroraum profitieren, im internationalen Vergleich aber eher niedrigere Wachstumsraten aufweisen, wobei aufgrund des vergleichsweise höheren Entwicklungsstands auch Basiseffekte zu berücksichtigen sind. In der Türkei wird der eingeschlagene restriktive geldpolitische Kurs das Wachstum begrenzen. Zentralasien dürfte von Infrastrukturinvestitionen profitieren, insbesondere Usbekistan.[8]
Risiken und positive Impulse
Neben der Betrachtung der wirtschaftlichen Lage ist es für den Geschäftsschwerpunkt der AKA wichtig, die Risiken zu beurteilen, die sich aus verschiedenen internationalen Einflussfaktoren ergeben. Zu den größten Wachstumsrisiken zählt ein hartnäckiger oder wieder steigender Inflationsdruck in Industrieländern, der eine Lockerung der Geldpolitik verzögern oder zu einer fortgesetzt restriktiven Geldpolitik führen kann. Die Risiken eines höheren Zinsniveaus sowie eines stärken US-Dollars liegen für einige Emerging Markets in einer übermäßigen Schuldendienstbelastung. Insbesondere geopolitische Risiken aus der Invasion Russlands in der Ukraine oder dem aufgekommenen Nahostkonflikt könnten mit Volatilitäten verbunden sein. Daneben kann eine aus diversen Themen resultierende Entwicklung die Wachstumserwartungen und den Welthandel hemmen: weitere geopolitische Unsicherheiten, insbesondere eine Eskalation in Bezug auf Taiwan, zunehmende geopolitische Fragmentierung, eine deutliche Verschlechterung der Immobilienkrise in China, umfangreicher Wahlkalender mit möglichen politischen Veränderungen in größeren Ländern, unsichere Handelswege und Unterbrechungen der Energieversorgung, Klimawandel, Naturkatastrophen und soziale Verwerfungen.[9]
Im Gegenzug würden durch eine Lösung im militärischen Russland-Ukraine-Krieg positive Impulse entstehen. Eine größere Ausweitung der Rohstofffördermengen kann die Preisentwicklung weiter dämpfen. Ein damit verbundener stärkerer Rückgang des Inflationsdrucks kann einen Zinssenkungszyklus der Notenbanken begünstigen und somit zu einem stärkeren Wirtschaftswachstum führen als prognostiziert. Weitere positive Effekte entstünden durch Produktivitätsgewinne über Transformationsfortschritte, teils beschleunigt durch Wiederaufbaufonds, eine Stärkung der internationalen Gemeinschaft, handelspolitische Entspannung, ein stärkeres Wachstum in den USA und China und die Entschärfung von weiteren geopolitischen Konflikten.[10]
Chancenbericht
Der Begriff „Chancen“ wird als Aussicht auf eine mögliche künftige Entwicklung oder den Eintritt von Ereignissen definiert, die zu einer für das Unternehmen positiven Prognose beziehungsweise Zielabweichung führen können. Insofern sind Chancen als das Gegenteil von Risiken zu verstehen.
Chancen ergeben sich für die AKA aus der Transition der Wirtschaft – hin zu mehr Nachhaltigkeit. Die Transformationsmaßnahmen in der Wirtschaft bieten für die AKA weitere Neugeschäftschancen.
Gerade mit Blick auf stetig zunehmende geopolitische Unsicherheiten kommt der Rohstoffsicherung für die deutsche und europäische Wirtschaft eine besondere Bedeutung zu, da ohne eine ausreichende Verfügbarkeit notwendiger Rohstoffe unter anderem keine Produkte zur regenerativen Energiegewinnung hergestellt werden können und insgesamt keine Transition der Wirtschaft gelingen kann. Auch hier bieten sich weitere Chancen für die AKA.
Innovationen im Bereich der Künstlichen Intelligenz, auch in simpler Form wie maschinelle Übersetzungstools, können einen zusätzlichen Mehrwert für die AKA generieren.
Weitere Chancen entstehen für die AKA durch eine Verbreiterung der Refinanzierungsmöglichkeiten, im Wesentlichen geprägt durch die geplante Nutzung einer Einlagenvermittlung.
Prognose der Entwicklungen
Zusammengefasst plant die AKA für 2024 ein Neugeschäftsvolumen von rund 1,8 Mrd. EUR, über alle Produktgruppen hinweg. Ein Key Performance Indicator (KPI) wird seitens des Aufsichtsrats für 2024 ausgetauscht. Dies betrifft den bisherigen KPI „Anteil Pre-WL + Intensiv am Netto-Exposure“, welcher im Jahr mit einem Wert 7,8 % den Planwert von 12,6 % übertroffen hat. Dieser wird durch den neuen KPI „EL zu EaD“ ersetzt. Der neue KPI setzt sich aus dem Expected Loss (als PWB-Wert ohne Management-Adjustment) und dem Exposure at Default (als Wert des Netto-Exposures) zusammen. Neben den bisherigen KPIs Return on Equity vor Steuern, Cost Income Ratio (vor und nach IIB), Return on RWA, Anteil ESG-Score 4+5 am Netto-Exposure und der Gesamtkapitalquote wird nun der EL im Verhältnis zum EaD zur Steuerung verwendet.(ABB)
Die bedeutsamen Leistungsindikatoren werden seitens des Aufsichtsrats den Geschäftsleitenden der AKA als Ziel vorgegeben. Die Überprüfung der Zielerreichung und interne Steuerung wird anhand des Reportings (internes Monatsreporting und Risikobericht) vorgenommen. Ebenfalls erfolgt die Berichterstattung für Externe im Rahmen des Lageberichts. Die Zielvorgaben des Aufsichtsrats beruhen dabei auf den Ergebnissen der mehrjährigen Geschäftsplanung beziehungsweise werden hieraus abgeleitet. Damit erfolgt eine konsistente Verzielung anhand der genehmigten Planung.
Die AKA geht aufgrund der aufgezeigten Chancen und Weiterentwicklungen und unter Berücksichtigung der wirtschaftlichen und geopolitischen Rahmenbedingungen auch für 2024 von einem weiterhin nachhaltigen Geschäftsmodell aus.
[1] Vgl. The World Bank. Global Economic Prospects, January 2024. Washington, DC. URL: www.worldbank.org/en/publication/global-economic-prospects. Kurzverweis: World Bank 2024.
[2] Vgl. World Trade Organization (WTO). Global Trade Outlook and Statistics. URL: www.wto.org/english/res_e/publications_e/gtos_updt_oct23_e.htm.
[3] Vgl. Europäische Zentralbank. Wirtschaftsbericht. Ausgabe 8/2023 URL: www.bundesbank.de/de/publikationen/ezb/wirtschaftsberichte.
[4] Vgl. ifo Institut. ifo Konjunkturprognose Winter 2023. URL: www.ifo.de/DocDL/sd-2023-digital-04-wollmershaeuser-etal-konjunkturprognose-herbst-2023_0.pdf. Kurzverweis: ifo 2023.
[5] Vgl. World Bank 2024. 6 Vgl. European Commission. European Economic Forecast – Autumn 2023. Institutional Paper 258. URL: economy-finance.ec.europa.eu/system/files/2023-12/ip258_en.pdf.
[6] Vgl. ifo 2023.
[7] Vgl. World Bank 2024.
[8] Vgl. World Bank 2024.
[9] Vgl. World Bank 2024.
[10] Vgl. World Bank 2024.