Die Exportwirtschaft in Deutschland und Europa steht vor multiplen Herausforderungen, die von verschiedenen Megatrends getrieben werden und sich gegenseitig verstärken. Dazu zählen insbesondere die zunehmenden geopolitischen Spannungen und regionalen Konflikte, die Krise der Demokratie, geringe globale wirtschaftliche Dynamik, die Transformation der Weltwirtschaft durch die rasante Digitalisierung und der demografische Wandel. Das internationale Umfeld für Exporteure ist zunehmend fragmentiert: Die multilaterale Handelsordnung erodiert; Protektionismus und Handelskonflikte erschweren den Außenhandel. Insbesondere der wirtschaftliche und politische Aufstieg von Ländern wie China und Indien verschiebt zudem die globalen Machtverhältnisse. Dies führt zu einer Neubewertung von Lieferketten und Handelspartnern. Zudem revolutioniert die Digitalisierung nicht nur Produktionsprozesse und Geschäftsmodelle, sondern verschärft auch den globalen Wettbewerb, indem sie Unternehmen in vielen Ländern der Welt neue Märkte erschließt. Kernbranchen der deutschen Exportwirtschaft, wie Fahrzeugbau, Maschinenbau oder Elektrotechnik, rechnen in diesem Jahr mit einem Rückgang der Aufträge aus dem Ausland.
Grüne Transformation als Herausforderung und Chance
Zu diesen strukturellen Umbrüchen hinzu kommt die Frage der Dekarbonisierung der Wirtschaft. Die globale Klimadebatte wird beherrscht von der drängenden Sorge um die Erderwärmung und den Verlust der Artenvielfalt, der Notwendigkeit eines Übergangs zu erneuerbaren Energien und dem innovativen Konzept der Kreislaufwirtschaft. Nachhaltigkeit ist für Firmen zu einem Schlüsselthema geworden, das weit über Compliance hinausgeht und integraler Bestandteil der Unternehmensstrategie ist. Für die deutsche Exportwirtschaft ist die grüne Transformation zugleich große Herausforderung und erhebliche Chance. Der exportorientierte Mittelstand und die sogenannten „Hidden Champions“ spielen dabei in Deutschland – aufgrund ihrer Bedeutung für Innovation und Beschäftigung – eine besonders wichtige Rolle. Mit ihrer Technologie- und Innovationskompetenz können diese Unternehmen trotz oder gerade wegen des hohen Anpassungsdrucks als Vorreiter bei der Entwicklung und dem Export umweltfreundlicher Produkte und Technologien agieren. Die grüne Transformation erfordert jedoch erhebliche Investitionen, beispielsweise in eine effizientere Nutzung von Energie, sowie eine grundlegende Neuausrichtung traditioneller Industrien und Produktionsprozesse. Hinzu kommt die Notwendigkeit, bei Importen von kritischen Rohstoffen Lieferketten zu diversifizieren und internationale Abhängigkeiten zu reduzieren.
Finanzierung als Schlüsselelement
Die Finanzierung der grünen Transformation spielt bei dieser Neuausrichtung eine zentrale Rolle. So rechnet die Europäische Kommission allein für die Europäische Union bis 2030 pro Jahr mit einem Investitionsbedarf von mehr als 600 Milliarden Euro auf dem Weg zur Klimaneutralität. Dieser umfasst eine Vielzahl von Bereichen, darunter erneuerbare Energien, Energieeffizienz, Infrastruktur, saubere Technologien und die nachhaltige Umstellung von Industrieprozessen. Etwas mehr als ein Drittel des Investitionsbedarfs dürfte auf sogenannte zusätzliche Investitionen entfallen. Um die Transformation zu finanzieren, sind sowohl öffentliche als auch private Finanzierungsquellen von entscheidender Bedeutung. Private Akteure wie Geschäftsbanken, Investmentfonds und private Investoren spielen eine zentrale Rolle bei der Bereitstellung von Kapital für innovative Projekte. Öffentliche Finanzierungsakteure, wie staatliche Exportkreditversicherer, öffentliche Förderbanken und multilaterale Finanzinstitutionen, stellen Zuschüsse, Eigenkapital, Darlehen oder Garantien bereit, um Projekte in risikoreichen Ländern zu unterstützen. Um das breite Spektrum des Finanzierungsbedarfs abzudecken, ist eine Vielzahl von Finanzprodukten erforderlich, darunter Green Bonds, Nachhaltigkeitskredite, Projektfinanzierungen und spezialisierte Fonds. Diese Produkte müssen auf die spezifischen Anforderungen und Risikoprofile der Projekte zugeschnitten sein, um eine effektive und nachhaltige Finanzierung zu gewährleisten. Die Verfügbarkeit und der Zugang zu diesen Finanzierungsmöglichkeiten sind entscheidend, damit Unternehmen die notwendigen Investitionen tätigen und die Herausforderungen der grünen Transformation erfolgreich bewältigen können.
Exportfinanzierung und grüne Transformation
Attraktive Exportfinanzierungen helfen deutschen und europäischen Exporteuren dabei, im internationalen Wettbewerb zu bestehen und gleichzeitig den Wandel hin zu nachhaltigeren Geschäftspraktiken zu fördern. Sie ermöglichen die Umsetzung von Großprojekten im Bereich der grünen Transformation, die häufig mit hohen Anfangsinvestitionen und langen Amortisationszeiten verbunden sind. In Deutschland und insbesondere für den Mittelstand sind Geschäftsbanken weiterhin eine zentrale Säule, da sie großen und kleinen Unternehmen als Finanzierungspartner zur Verfügung stehen. Aber auch die staatliche Exportfinanzierung spielt eine immer wichtigere Rolle. Viele „Export Credit Agencies“ haben ihr Angebot um neue Produkte erweitert, die speziell auf die Bedürfnisse der grünen Transformation zugeschnitten sind. Die „Sustainable Financing Guarantee“ von Export Development Canada beispielsweise ist eine Risikoteilungslösung mit Geschäftsbanken. EKN in Schweden hat eine neue Kreditgarantie mit 100 %-Deckung entwickelt, um die Finanzierung von grünen Exporten und Transformationsprojekten in Exportunternehmen zu erleichtern. In Spanien zielt die neue „Green Investment Policy“ von CESCE auf die Finanzierung klimarelevanter Auslandsinvestitionen spanischer Unternehmen ab. Sie deckt neben politischen auch kommerzielle Risiken ab. Das internationale Regelwerk für staatliche Exportfinanzierung im Bereich der grünen Transformation ist komplex und lückenhaft. Positive Entwicklungen wie der modernisierte OECD-Konsensus und die Gründung der Net-Zero Export Credit Agencies Alliance (NZECA) sind jedoch wichtige Meilensteine. Sie signalisieren ein wachsendes globales Engagement für nachhaltige Finanzierung und unterstreichen die Notwendigkeit eines koordinierten internationalen Ansatzes, um eine effektive Unterstützung der grünen Transformation zu gewährleisten. Beim Auftakt auf der Weltklimakonferenz COP28 in Dubai haben sich die NZECA-Mitglieder verpflichtet, die Treibhausgasemissionen aus ihrer Geschäftstätigkeit bis 2050 oder früher auf ein Niveau zu senken, das mit einem maximalen Temperaturanstieg von 1,5 °C über dem vorindustriellen Niveau bis 2100 vereinbar ist. Darüber hinaus werden sie jährlich Emissionsdaten veröffentlichen, um ihre Maßnahmen zur Erfüllung dieser Verpflichtungen zu belegen. Diese Entwicklungen tragen zur Standardisierung bei und ebnen den Weg für eine nachhaltige globale Exportfinanzierungslandschaft.
Die Rolle der AKA
Die AKA spielt eine Schlüsselrolle bei der Unterstützung der grünen Transformation für deutsche und europäische Exporteure. Sie bietet der Bank die Chance, neue Geschäftsfelder zu erschließen und sich als eine der Vorreiterinnen in der grünen Exportfinanzierung zu positionieren. Die AKA kann damit ihre Kreditexpertise weiter ausbauen, ihre Reputation als Spezialbank und leistungsstarker Partner an der Seite von Unternehmen und Banken stärken und von langfristigen Investitionschancen in nachhaltige Technologien und Infrastruktur profitieren. Durch eine erweiterte Zusammenarbeit mit staatlichen Exportkreditversicherern in Europa können künftig noch passgenauere Finanzierungslösungen angeboten werden, die auf die spezifischen Bedürfnisse der Exporteure in einer Welt des Wandels zugeschnitten sind. Diese Partnerschaften erleichtern die Finanzierung nachhaltiger Projekte und eröffnen den Zugang zu neuen Märkten. Die AKA hat damit die Chance, als Brücke zwischen den Bedürfnissen der Exportwirtschaft und den Zielen einer nachhaltigen Wirtschaftsentwicklung zu fungieren.