Die grüne Transformation gestalten

Exporteure in einer Welt des Wandels unter­stützen


Gastbeitrag von Prof. Dr. Andreas Klasen, Professor für Internationale Betriebs­wirtschaft an der Hoch­schule Offenburg und Honorary Research Associate an der Oxford Smith School, University of Oxford

Die Exportwirtschaft in Deutschland und Europa steht vor multiplen Heraus­forderungen, die von ver­schiedenen Mega­trends getrieben werden und sich gegen­seitig ver­stärken. Dazu zählen ins­besondere die zu­nehmenden geopolitischen Spannungen und regionalen Konflikte, die Krise der Demokratie, geringe globale wirtschaftliche Dynamik, die Trans­formation der Welt­wirtschaft durch die rasante Digi­tali­sierung und der demo­grafische Wandel. Das internationale Umfeld für Exporteure ist zu­nehmend fragmentiert: Die multi­laterale Handels­ordnung erodiert; Protek­tionismus und Handels­kon­flikte er­schweren den Außen­handel. Insbe­sondere der wirtschaft­liche und politische Auf­stieg von Ländern wie China und Indien ver­schiebt zudem die globalen Macht­ver­hältnisse. Dies führt zu einer Neu­be­wertung von Liefer­ketten und Handels­partnern. Zudem revo­lutio­niert die Digi­tali­sierung nicht nur Produktions­pro­zesse und Geschäfts­modelle, sondern ver­schärft auch den globalen Wett­bewerb, indem sie Unter­nehmen in vielen Ländern der Welt neue Märkte erschließt. Kern­branchen der deutschen Export­wirtschaft, wie Fahrzeug­bau, Maschinen­bau oder Elektro­technik, rechnen in diesem Jahr mit einem Rück­gang der Auf­träge aus dem Aus­land.

Grüne Transformation als Herausforderung und Chance

Zu diesen strukturellen Umbrüchen hinzu kommt die Frage der De­karboni­sierung der Wirtschaft. Die globale Klima­debatte wird beherrscht von der drängenden Sorge um die Erd­er­wärmung und den Ver­lust der Arten­vielfalt, der Not­wendigkeit eines Über­gangs zu er­neuer­baren Energien und dem inno­vativen Konzept der Kreis­lauf­wirtschaft. Nach­haltigkeit ist für Firmen zu einem Schlüssel­thema ge­worden, das weit über Compliance hinaus­geht und integraler Bestand­teil der Unter­nehmens­strategie ist. Für die deutsche Export­wirt­schaft ist die grüne Trans­for­mation zugleich große Her­aus­forderung und er­hebliche Chance. Der export­orien­tierte Mittel­stand und die so­genannten „Hidden Champions“ spielen dabei in Deutsch­land – aufgrund ihrer Be­deutung für Inno­vation und Be­schäftigung – eine besonders wichtige Rolle. Mit ihrer Techno­logie- und Inno­vations­kompetenz können diese Unter­nehmen trotz oder gerade wegen des hohen An­passungs­drucks als Vor­reiter bei der Ent­wicklung und dem Export umwelt­freundlicher Produkte und Technologien agieren. Die grüne Trans­formation er­fordert jedoch er­heb­liche Inves­titionen, bei­spiels­weise in eine effizientere Nutzung von Energie, sowie eine grundlegende Neu­aus­richtung traditioneller In­dustrien und Produktions­pro­zesse. Hinzu kommt die Not­wendig­keit, bei Im­porten von kritischen Roh­stoffen Liefer­ketten zu diversi­fi­zieren und inter­natio­nale Ab­hängig­keiten zu reduzieren.

Finanzierung als Schlüsselelement

Die Finanzierung der grünen Trans­formation spielt bei dieser Neu­aus­richtung eine zentrale Rolle. So rechnet die Europäische Kommission allein für die Euro­päische Union bis 2030 pro Jahr mit einem In­vestitions­be­darf von mehr als 600 Milliarden Euro auf dem Weg zur Klima­neutra­lität. Dieser umfasst eine Viel­zahl von Bereichen, darunter er­neuer­bare Energien, Energie­effizienz, Infra­struktur, saubere Techno­logien und die nachhaltige Um­stellung von Industrie­pro­zessen. Etwas mehr als ein Drittel des In­vestitions­bedarfs dürfte auf so­genannte zu­sätzliche In­vesti­tionen ent­fallen. Um die Trans­formation zu finan­zieren, sind sowohl öffentliche als auch private Finan­zierungs­quellen von ent­scheidender Be­deutung. Private Akteure wie Geschäfts­banken, Investment­fonds und private In­vestoren spielen eine zentrale Rolle bei der Bereit­stellung von Kapital für inno­vative Pro­jekte. Öffent­liche Finan­zierungs­akteure, wie staatliche Export­kredit­ver­sicherer, öffentliche Förder­banken und multi­late­rale Finanz­insti­tutionen, stellen Zu­schüsse, Eigen­kapital, Dar­lehen oder Garantien bereit, um Pro­jekte in risiko­reichen Ländern zu unter­stützen. Um das breite Spektrum des Finan­zierungs­bedarfs ab­zu­decken, ist eine Viel­zahl von Finanz­pro­dukten er­forder­lich, darunter Green Bonds, Nach­haltigkeits­kredite, Projekt­finan­zierungen und spezialisierte Fonds. Diese Produkte müssen auf die spezi­fischen An­forder­ungen und Risiko­profile der Pro­jekte zu­ge­schnitten sein, um eine effektive und nach­haltige Finan­zierung zu ge­währ­leisten. Die Ver­fügbarkeit und der Zu­gang zu diesen Finan­zierungs­möglich­keiten sind ent­scheidend, damit Unter­nehmen die not­wendigen Investitionen tätigen und die Heraus­forderungen der grünen Trans­formation erfolg­reich be­wältigen können.

Exportfinanzierung und grüne Transformation

Attraktive Export­finanzierungen helfen deutschen und euro­päischen Exporteuren dabei, im inter­nationalen Wett­bewerb zu bestehen und gleichzeitig den Wandel hin zu nach­haltigeren Geschäfts­praktiken zu fördern. Sie er­möglichen die Umsetzung von Groß­projekten im Bereich der grünen Trans­formation, die häufig mit hohen Anfangs­investi­tionen und langen Amor­tisations­zeiten ver­bunden sind. In Deutsch­land und ins­besondere für den Mittel­stand sind Geschäfts­banken weiter­hin eine zentrale Säule, da sie großen und kleinen Unter­nehmen als Finan­zierungs­partner zur Ver­fügung stehen. Aber auch die staatliche Export­finan­zierung spielt eine immer wichtigere Rolle. Viele „Export Credit Agencies“ haben ihr Angebot um neue Produkte erweitert, die speziell auf die Bedürf­nisse der grünen Trans­formation zu­ge­schnitten sind. Die „Sustainable Financing Guarantee“ von Export Development Canada beispiels­weise ist eine Risiko­teilungs­lösung mit Geschäfts­banken. EKN in Schweden hat eine neue Kredit­garantie mit 100 %-Deckung entwickelt, um die Finan­zierung von grünen Exporten und Trans­formations­pro­jekten in Export­unter­nehmen zu er­leichtern. In Spanien zielt die neue „Green Investment Policy“ von CESCE auf die Finan­zierung klima­rele­vanter Auslands­investi­tionen spanischer Unter­nehmen ab. Sie deckt neben politischen auch kommerzielle Risiken ab. Das inter­nationale Regel­werk für staatliche Export­finan­zierung im Bereich der grünen Trans­formation ist komplex und lücken­haft. Positive Ent­wicklun­gen wie der modernisierte OECD-Konsensus und die Gründung der Net-Zero Export Credit Agencies Alliance (NZECA) sind jedoch wichtige Meilen­steine. Sie signa­li­sieren ein wachsen­des globales Engagement für nach­haltige Finan­zierung und unter­streichen die Not­wendig­keit eines ko­ordinierten inter­nationalen An­satzes, um eine effektive Unter­stützung der grünen Trans­formation zu ge­währ­leisten. Beim Auf­takt auf der Welt­klima­konferenz COP28 in Dubai haben sich die NZECA-Mit­glieder ver­pflichtet, die Treib­haus­gas­emissionen aus ihrer Geschäfts­tätig­keit bis 2050 oder früher auf ein Niveau zu senken, das mit einem maximalen Temperatur­an­stieg von 1,5 °C über dem vor­industriellen Niveau bis 2100 ver­einbar ist. Darüber hinaus werden sie jährlich Emissions­daten veröffent­lichen, um ihre Maßnahmen zur Er­füllung dieser Ver­pflich­tungen zu belegen. Diese Ent­wicklun­gen tragen zur Stan­dar­disierung bei und ebnen den Weg für eine nach­haltige globale Export­finanzierungs­landschaft.

Die Rolle der AKA

Die AKA spielt eine Schlüssel­rolle bei der Unte­rstützung der grünen Trans­for­mation für deutsche und euro­päische Expor­teure. Sie bietet der Bank die Chance, neue Geschäfts­felder zu er­schließen und sich als eine der Vor­reiter­innen in der grünen Export­finan­zierung zu po­sitio­nieren. Die AKA kann damit ihre Kredit­exper­tise weiter aus­bauen, ihre Reputation als Spezial­bank und leistungs­starker Partner an der Seite von Untern­ehmen und Banken stärken und von lang­fristigen Investitions­chancen in nach­haltige Technologien und Infra­struktur profitieren. Durch eine erweiterte Zu­sammen­arbeit mit staatlichen Export­kredit­ver­sicherern in Europa können künftig noch pass­ge­nauere Fi­nan­zierungs­lösungen an­geboten werden, die auf die spezifischen Be­dürfnisse der Expor­teure in einer Welt des Wandels zugeschnitten sind. Diese Partnerschaften erleichtern die Finanzierung nachhaltiger Projekte und er­öffnen den Zugang zu neuen Märkten. Die AKA hat damit die Chance, als Brücke zwischen den Be­dürfnissen der Export­wirt­schaft und den Zielen einer nach­haltigen Wirtschafts­ent­wicklung zu fun­gieren.



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