Wirtschaftsbericht 2024
Beeinflussende Rahmenbedingungen
Für das Geschäftsmodell der AKA gehören die Entwicklung des weltweiten Handels und die Entwicklung der Weltkonjunktur zu den beeinflussenden Rahmenbedingungen. Letztere wirkt sich neben länderspezifischen Faktoren auch auf Deutschland und den Euroraum aus. Die globale Konjunkturentwicklung beeinflusst zudem die für die AKA relevanten Emerging Markets.
Im Jahr 2024 ist die Weltwirtschaft moderat expandiert. Die Weltbank bezifferte das Wachstum des weltweiten realen Bruttoinlandsprodukts (BIP) für 2024 mit 2,7 %, was dem Zuwachs des Vorjahres entsprach. Dahinter verbergen sich ungleiche Entwicklungen zwischen den einzelnen Sektoren. Insbesondere die globale Industriekonjunktur entwickelte sich schwächer als das Weltbruttoinlandsprodukt, das vornehmlich durch weniger handelsintensive Dienstleistungssektoren und länderspezifisch durch Ausgaben des Staates gestützt wurde. Dank des fortgeschrittenen, teils zögerlich auslaufenden, Disinflationsprozesses und der beginnenden Lockerung der Geldpolitik in wich-tigen Industrieländern und Emerging Markets kamen im Jahresverlauf konjunkturbelebende Impulse hinzu.[1]
Generell zeigten die Emerging Markets eine stärkere Entwicklung auf als die Industrieländer. Im Gesamtjahr lag die aggregierte Expansionsrate der Industrieländer bei 1,7 %. Im Vergleich zu den USA entwickelte sich das Wachstum in Westeuropa verhalten. Die Emerging Markets konnten dagegen mit 4,1 % erneut stärker zulegen. Rohstoffimport-Ländern kam die anhaltende Entspannung bei Agrar- und Energiepreisen zugute. Bei einigen Rohstoffexport-Ländern machte sich die globale Nachfrageschwäche aus dem industriellen Bereich bemerkbar.[2]
Die World Trade Organisation (WTO) konstatierte, im Einklang mit der Weltwirtschaft, eine Erholung im globalen Warenhandel mit einem Volumenzuwachs von rund 2,7 % für 2024 (Vorjahr (VJ): -1,2 %). Unter Berücksichtigung der – gesunkenen – Warenpreise stagnierte der Welthandel auf US-Dollarbasis weitgehend. Im zweiten Halbjahr hat sich die Dynamik beschleunigt, u. a. durch Vorzieheffekte aufgrund der Unsicherheit zur künftigen US-Handelspolitik. Asiens Exporte stiegen am stärksten, getrieben durch die starke Nachfrage nach technologiebezogenen Waren. Zentralasien lag im Mittelfeld. In Afrika entwickelten sich die Exporte aufgrund niedrigerer Rohstoffpreise schwächer.[3] Westeuropas Exporteure verzeichneten eine steigende Konkurrenz durch China und eine eingetrübte internationale Wettbewerbsfähigkeit. Global betrachtet ließ sich eine bilaterale Handelspräferenz mit Ländern mit ähnlichen geopolitischen Interessen (Friend-Shoring) erkennen.[4]
Industrieländer: USA – Euroraum – Deutschland
Die USA verzeichneten 2024 eine weiterhin robuste Konjunktur mit einem Zuwachs des realen BIP von 2,8 % nach 2,9 % im Vorjahr, gestützt durch eine kräftige private Inlandsnachfrage und Impulsen aus industriepolitischen Programmen.
Gemäß vorläufiger Daten der EU-Kommission belebte sich die wirtschaftliche Dynamik im Euroraum 2024 leicht, mit einem Anstieg des realen BIP von 0,8 %, nach einer Stagnation im Vorjahr.[5] Der private Konsum blieb trotz einer gestiegenen Kaufkraft noch vorsichtig zurückhaltend. Die Unternehmensinvestitionen fielen aufgrund globaler politischer sowie regulatorischer Unsicherheiten und Nachwirkungen der zurückliegenden geldpolitischen Straffung schwach aus. Eine gedämpfte Exportnachfrage für Industriegüter belastet die Volkswirtschaften, insbesondere im bedeutenden Automobilsektor.[6]
Für Deutschland ergab sich für 2024 ein Rückgang des BIP um 0,2 %. Der Staat weitete seine wirtschaftlichen Aktivitäten aus. Der private Konsum stieg geringfügig, da die Kaufzurückhaltung der privaten Haushalte erst zögerlich nachließ.[7] In bedeutsamen und exportorientierten Wirtschaftszweigen wie Investitionsgüter, dem Automobilsektor und energieintensive Industrien war die Produktion angesichts schwacher Auftragslage, zunehmend internationaler Konkurrenz und struktureller Herausforderungen weiter rückläufig. Im internationalen Vergleich ist Deutschland besonders stark von strukturellen Veränderungen im verarbeitenden Gewerbe (-3,0 %) betroffen, verstärkt durch Digitalisierung und Dekarbonisierung. Die verhaltene globale Industriekonjunktur lieferte kaum Impulse für die deutschen Warenexporte (-0,8 %). Die Importe stagnierten weitgehend.[8]
Schwellen- und Entwicklungsländer
Das Wirtschaftswachstum in den Emerging Markets blieb nach aktuellen Zahlen 2024 mit 4,1 % robust (VJ: 4,2 %). Die Inlandsnachfrage verbesserte sich graduell, unterstützt durch bessere Finanzierungsbedingungen und einem anziehenden Kreditgeschäft, was eine teils verhaltene Auslandsnachfrage kompensierte. Es ist eine große Heterogenität zu konstatieren.[9]
Nach den Angaben der Weltbank wurden die hohen Wachstumsraten in Süd- und Ostasien auch von einer steigenden Bedeutung der Digitalisierung gespeist. Die chinesische Wirtschaft verzeichnete 2024 immer noch deutliche Belastungen durch die Immobilienkrise, wies aber einen industriell wettbewerbsfähigen Exportsektor auf.[10]
Die Region Zentralasien wies ebenfalls eine dynamische Entwicklung auf, auch wenn das Wirtschaftswachstum 2024 mit 4,7 % etwas geringer als 2023 (5,6 %) ausfiel. Die regional größte Volkswirtschaft Usbekistan expandierte weiterhin überdurchschnittlich stark mit erwarteten 6,0 %. Das Wachstum war breit aufgestellt: ein starker privater Konsum dank sinkender Inflationsraten und robuster Auslandsüberwei-sungen, staatliche Transferleistungen sowie Investitionen, unterstützt durch gezielte Kreditvergabe von staatlichen Banken und eine diversifizierte Rohstoffausstattung. In Tadschikistan und Kirgisistan profitierte die Binnennachfrage von robusten Auslandsüberweisungen. Im benachbarten Aserbaidschan zog das Wachstum aufgrund umfangreicher öffentlicher Investitionen wieder an.[11]
In Osteuropa hat das Wachstum 2024 leicht nachgegeben, bewegte sich jedoch weiterhin im internationalen Durchschnitt. Die Türkei dürfte mit moderateren 3,2 % zugelegt haben, nach hohen 5,1 % im Vorjahr. Eine restriktive Geldpolitik zur Inflationsbekämpfung dämpfte den bislang lebhaften privaten Konsum und Investitionen, gepaart mit Kürzungen bei öffentlichen Projekten. Die Korrektur von wirtschaftlichen Ungleichgewichten machte sich in einem verbesserten internationalen Kapitalmarktzugang bemerkbar.[12]
Subsahara-Afrika zeigte auf aggregierter Basis mit geschätzten 3,2 % weiterhin stabile Wachstumsraten, wobei je nach Rohstoffausstattung und Anfälligkeiten im Agrarsektor länderspezifische Unterschiede bestanden. Lateinamerika, eine im globalen Vergleich schwächer expandierende Region, zeigte diesbezüglich ebenfalls heterogene Wachstumsraten.[13]
Internationale Finanzierungsbedingungen
Die globalen Finanzierungsbedingungen verbesserten sich seit Mitte 2024 leicht. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte im Juni mit dem Zinssenkungszyklus begonnen und ihren Leitzins bis Jahresende um 100 Basispunkte auf 3,0 % gesenkt. Die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) senkte die Leitzinsen von September bis Dezember 2024 ebenfalls um 100 Basispunkte auf 4,25 – 4,50 %.[14] Zahlreiche Notenbanken aus den Emerging Markets hatten vor dem Hintergrund ihrer länderspezifischen Disinflationsentwicklung bereits früher Leitzinssenkungen vorgenommen.[15]
Trotz der geldpolitischen Lockerungen war in vielen Industrieländern und Emerging Markets lediglich ein moderater Rückgang der Langfristzinsen zu beobachten. In den USA stiegen diese zum Jahresende erneut auf 4,6 % an. Für Schwellenländer mit schwächeren Bonitäten ermöglichte das Umfeld dennoch eine Normalisierung der hohen Spreads auf USD-denominierten Anleihen der Vorjahre, während vom zugrunde liegenden langfristigen Zinsniveau wenig Entlastung kam.[16]
Dennoch haben sich die globalen Finanzierungsbedingungen für Unternehmen insgesamt betrachtet leicht verbessert. Die aggregierte Kreditnachfrage hat sich im Jahresverlauf stabilisiert und in einzelnen Ländern leicht angezogen.[17] Im Euroraum verzeichnete die Bankkreditvergabe noch eine verhaltene Dynamik, was auf die schwache Konjunktur, restriktivere Kreditrichtlinien und die Nachwirkungen der vorangegangenen Zinserhöhungen auf den Kreditbestand zurückzuführen ist.[18]
Rohstoffpreise
Die Entwicklung der Weltkonjunktur spiegelte sich in stabilen Rohstoffpreisen wider, wobei in den einzelnen Segmenten unterschiedliche Entwicklungen zu beobachten waren. Der Ölpreis entwickelte sich volatil seitwärts und lag im Jahresdurchschnitt mit 80 USD pro Fass auf einem ähnlichen Niveau wie im Vorjahr. Preistreibende Einflussfaktoren waren geopolitische Aspekte und eine restriktivere OPEC+ Förderpolitik, während eine konjunkturell bedingte, schwächere globale Ölnachfrage preisdämpfend wirkte. Der europäische Gaspreis zog im Jahresverlauf an, beeinflusst von geopolitischen Aspekten, Temperaturprognosen und einer zunehmenden Nachfrage durch Gaskraftwerke. Die Metallpreise zeigten sich volatil, geprägt von einer stärkeren Nachfrage für erneuerbare Energien, Elektromobilität und dem Ausbau von Datenzentren. Agrarrohstoffpreise entwickelten sich uneinheitlich.[19]
Quellen
[1] Vgl. The World Bank. Global Economic Prospects, January 2025. Washington, DC. URL: https://www.worldbank.org/en/publication/global-economic-prospects. Kurzverweis: World Bank 2025.
[2] Vgl. The World Bank 2025.
[3] Vgl. World Trade Organization (WTO). Global Trade Outlook and Statistics. Update October 2024. URL: https://www.wto.org/english/res_e/reser_e/gtos_e.htm.
[4] Vgl. OECD. OECD Economic Outlook. Volume 2024 Issue 2. No. 116. URL: https://doi.org/10.1787/d8814e8b-en.
[5] Vgl. Europäische Zentralbank EZB. Wirtschaftsbericht. Ausgabe 8/2024. Erschienen 9.1.2025. URL: https://www.bundesbank.de/de/publikationen/ezb/wirtschaftsberichte.
[6] Vgl. European Commission. European Economic Forecast – Autumn 2024. Institutional Paper 296. URL: https://economy-finance.ec.europa.eu/publications/european-economic-forecast-autumn-2024_en.
[7] Vgl. Statistisches Bundesamt. Bruttoinlandsprodukt im Jahr 2024 um 0,2 % gesunken. Pressemitteilung Nr. 019 vom 15. Januar 2025. URL: https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2025/01/PD25_019_811.html.
[8 ]Vgl. ifo Institut. ifo Konjunkturprognose Winter 2024. URL: https://www.ifo.de/publikationen/2024/aufsatz-zeitschrift/ifo-konjunkturprognose-winter-2024.
[9] Vgl. World Bank 2025.
[10] Vgl. World Bank 2025.
[11] Vgl. World Bank 2025.
[12] Vgl. World Bank 2025.
[13] Vgl. World Bank 2025.
[14] Vgl. EZB 2025.
[15] Vgl. World Bank 2025.
[16] Vgl. World Bank 2025.
[17] Vgl. OECD 2024.
[18] Vgl. EZB 2025.